Projekt „Kinderschach im Harz“
Ausgangspunkt
Halberstadt ist bereits seit Jahren einer der Aktivposten für Kinderschach im Harz. Dazu zählen insbesondere auch die lebende Tradition des Schachdorfes Ströbeck sowie das Käthe-Kollwitz-Gymnasium und die Sekundarschule „Walter Gemm“, die beide das Qualitätssiegel der Deutschen Schachjugend als „Deutsche Schachschule“ tragen, sowie eine Anzahl von AGs die vom Schachverein Einheit Halberstadt betreut werden.Zusätzlich werden derzeit vom gemeinnützigen Verein „Kinderschach in Deutschland e.V.“ in drei Kindergärten der Stadt die Voraussetzungen geschaffen, um Schach bei den Kleinsten zu etablieren. Dieses Projekt, das vom Innenministerium in Sachsen-Anhalt großzügig unterstützt wird stellt in einer derzeit allerdings einmaligen Aktion den Kindergärten entsprechende Materialien zur Verfügung und – was ebenso wichtig ist – beinhaltet auch die notwendige Schulung der Erzieher zur Verwirklichung der Projektidee.
a) Projektidee
Wir wollen einen durchgängigen Schach-WEG schaffen und begleiten, den Eltern und Kinder gemeinsam vom ersten KITA-Tag bis zum letzten Schultag gehen können, wenn sie es wünschen.Dabei soll die Möglichkeit der Kinder, freudbetontes Schach in der Gruppe zu spielen, im Vordergrund stehen. Die bekannten Auswirkungen des königlichen Spiels auf die geistige und soziale Entwicklung der heranwachsenden sind durch Untersuchungen belegt: Das Schachspiel unterstützt u.a. die Konzentration, das vernetzte und strategische Denken sowie die Kreativität. Neben der Stärkung des Sozialverhaltens sind auch große Fortschritte im Lese- und Sprachverständnis nachgewiesen. Ein Effekt, der sich besonders positiv auf Kinder aus sozial benachteiligten Familien und Kinder mit Migrationshintergrund auswirkt.
ErzieherInnen, LehrerInnen und pädagogische Fachkräfte sollen in die Welt des Schachs eingeführt und mit Spielmaterial und methodischen Hilfsmitteln ausgestattet werden. Somit sind sie in der Lage, Kinder in den Einrichtungen auf spielerische Weise an Schach heranzuführen.
Im Jahr 2016 könnten bis zu sechs Einrichtungen (Kindergärten und Grundschulen) in Halberstadt dieses Angebot nutzen, im Jahre 2017 und 2018 jeweils weitere sechs . Die dafür notwendige Aus- und Weiterbildung erfolgt als Ganztagsseminar(1-2 Tage nach Absprache). Hierbei werden die Ausbilder des Vereines „Kinderschach in Deutschland e.V.“ mit eingebunden. Weiterhin können wir dabei auf die bereits seit Jahren erfolgreichen Übungsleiter des Käthe-Kollwitz Gymnasiums und der Sekundarschule „Walter Gemm“ zurückgreifen, die ihre Erfahrungen gerne weitergeben.
Jede teilnehmende Einrichtung erhält nach erfolgreicher Ausbildung das maßgeblich durch die Deutsche Schachjugend entwickelte Zertifikat „Kinderschachpatent für Erzieherinnen und Pädagogen“. Um einen reibungslosen Praxistransfer sicherzustellen erhalten die Projektteilnehmer darüber hinaus für die Durchführung in ihren Einrichtungen: Spielmaterial, ggfs. großes 3D-Schachspiel, ein Demonstrationsbrett, Schülerhefte, methodische Hilfen für die Erzieher und Urkunden für die Kinder.
b) Ziele / Zielgruppen
Individuelle Kompetenzentwicklung der Kinder:- Entwicklung des Sozialverhaltens
- Erhöhung der Wahrnehmungs- und Konzentrationsfähigkeit
- Verbesserung der sprachlichen Fähigkeiten
- Vernetzung der Denkstrukturen und Entwicklung logischen und systematischen Denkens
- Steigerung der Fantasie und Kreativität
- Übernahme von Verantwortung für die eigenen Entscheidungen
Begegnungen schaffen
Schach ist erwiesenermaßen Gymnastik für den Geist. Dieser Effekt gilt gleichermaßen für Anfänger und Fortgeschrittene. Es ist ein wunderbares und faszinierendes Spiel, mit durchaus sportlichen Seiten, welches die soziale Gemeinschaft fördert und umfassende Begegnungen schafft. Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft finden zusammen. So ist es möglich, dass Alt und Jung, Groß und Klein, Dick und Dünn, Deutscher und Nichtdeutscher, Junge und Mädchen eine gemeinsame Sprache sprechen, Spaß haben, sich im Spiel messen können und gemeinsam weiterentwickeln. Unsere Erfahrungen zeigen, dass Schach gern von Kindern mit ausgeprägten individuellen Besonderheiten angenommen wird, die dadurch zum Beispiel Defizite in ihrer Entwicklung ausgleichen können.
Integration und Inklusion
Seit Mitte März 2012 gibt es eine Richtlinie des Europäischen Parlamentes, die Schachunterricht in Schulen unterstützt. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Schach ein Spiel ist, dass Kindern aller sozialen Gruppen zugänglich ist und dabei helfen kann, den Zusammenhalt zu fördern und zu stärken. Das Projekt verbindet die Gedanken einer frühkindlichen Bildung, des reibungslosen Übergangs von der Kita in die Grundschule und weiterführende Schule sowie der Integration und Inklusion durch einen ganzheitlichen methodischen Ansatz. Schach ist ein Spiel, welches in vielen Ländern der Erde gespielt wird und traditionell Sprach-, Geschlechter oder Handicap-Barriere überwindet. Alle spielen miteinander, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund bzw. mit oder ohne körperlichen Einschränkungen.
Nachhaltigkeit
Mit der Weiterbildung der Pädagogen sowie der Materialausstattung wird einerseits schachliches Know-how vermittelt und andererseits werden die materiellen Grundlagen geschaffen, welche die Lehrkräfte langfristig in den Einrichtungen nutzen und an die Kinder, deren Eltern sowie an ihre Kollegen weitergeben können.
Mitgliedergewinnung für Vereine
Die Heranführung von Kindern an schachsportliche Aktivitäten dient mittelfristig dem Ziel Mitglieder für den organisierten Schachsport und seine Vereine, sowohl breitensportorientiert, als auch langfristig leistungssportorientiert zu gewinnen.
Wettkämpfe
Neben der schachlichen Vermittlung der Regeln, sollen die Kinder und Jugendlichen außerdem die Möglichkeit erhalten, sich auch mit anderen zu messen. Dies soll auf verschiedenen Ebenen ermöglicht werden. Neben einer anzustrebenden Teilnahme an den offiziellen Schachmeisterschaften des Deutschen Schachbundes auf Landesebene, sollen Hilfen für kleine regionale Turnierformen gegeben werden. Diese können sich z. B. auf Vergleichskämpfe zwischen zwei Einrichtungen, auf die Organisation einer „Offenen Kindergartenmeisterschaft“, die Teilnahme an den „Halberstädter Kinder- und Jugendschachtagen“ oder überregionalen Online-Turnieren beziehen.